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DAS LIED DER NÄHE (Pjesma blizini)

Wir wußten, daß wir uns
schon früher einmal sahen.

Vielleicht schon in der Kindheit,
in den unschuldigen ersten Träumen.

Es duftete danach
schon im ersten Augenblick.

Wir wurden schnell zu Freunden,
die einander immer suchten.

Wir entdeckten di Schönheiten in uns,
fanden die Wahrheit, tranken Gläser der Güte.

Die Ferne kann uns heute nichts anhaben,
die Gedanken sind überwiegend in der Zeit.

Auch wenn wir nicht zusammen sind,
sind wir uns doch gegenwärtig.

Wir sind der Atem des Lichtes in Morgengrauen,
unterwegs in einen schönen sonnigen Tag.


DIE ANTWORT (Odgovor)

Warte nicht, bis ich mich verbessert habe
und suche nicht 
dein gedankliches Bild in mir,
das sind alles falsche Schatten,
wir sind nur lebendig.

Ich brauche jetzt deine Hand,
denn morgen kann alles zu spät sein,
diese Antwort wird der Wind mitnehmen,
wir werden Fremde sein,
die sich zufällig einmal trafen.
 

DIE KERZE (Svijeća)

Eine Kerze brannte vor ihnen
im Spätsommer am Nachmittag.

Sie betrachteten den Schein, berührten sie mit den Fingern,
wenn ihnen die Worte fehlten.

Sie genossen ihre Freundschaft,
die zufällig am Vorabend entstand
sie dachten nicht an die Zeit,
die kommen und vergehen würde wie der wind.

Sie wussten, dass ihnen an nichts fehlte,
wenn sie Mut haben, wenn sie einander haben.

Die Kerze brennt, das Leben brennt
im Spätsommer am Nachmittag. 


DAS GEHEIMNIS (Tajna)

Mit meinen gebrochenen Fingern
berührte ich das Geheimnis,
welches in mir verborgen war.

Ich verspürte di Wärme,
eines einfachen Kindes,
eine Stärke in schweren Zeiten.

Ich will sie wie eine Freundschaft behüten,
ihre Schlauheit enträtseln,
und immer durch das Leben mitführen.

Dražana Kolak, Mostar, Vlastita naklada, Mostar, 1996.

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